Wir steigen direkt voll ein! Die zwei von der Theater-WG waren auf Tour im Theatermuseum Düsseldorf (sehr schönes, kleines Theater – Schauspieler nahezu zum Anfassen!). Und wir wollen Euch an der vorgeführten Produktion voll teilhaben lassen. Und ja, wir verraten auch wie das Stück ausgeht, denn es handelte sich bereits um die Dernière (dem Gegenteil der Premiere, sprich der letzten Aufführung) und wir wollen Euch nicht mittendrin im Ungewissen stehen lassen. Ab geht die Post!
Das Stück:
Die Farbe Orange soll – so sagen Psychologen – aufmuntern, stimulieren und Freude schaffen. Orange soll auch als Kraftspender nach physischer und seelischer Erschöpfung dienen und die Farbe der Lustigen sein.
Die Farbe Orange ist aber auch Leitmotiv, das sich durch All Blood Under the Bridge, den jüngsten Streich des Düsseldorfer Looters e.V. Ensembles zieht. Doch scheint die Farbe nach den zunächst genannten Aspekten hier völlig fehl am Platze, zumindest wenn Jane Desmond mit ihrer sehr eigenen Art das Geschehen manipuliert.
Wenn dem Publikum zu Beginn des Stückes von den Schauspielern Schokolade und Sekt angeboten werden, dann sind wir von Anfang an bereits begeistert. Und wenn dann die Handlung, Schauspiel und Gesang stimmen, dann kann das ja nur ein guter Abend werden. Und so sollte es sein:
Jane Desmond hält sich für etwas Besonderes. Mit viel Begeisterung steigert sich die Schauspielerin hier in eine Rolle, die das Publikum weder lieben noch hassen kann. Liebevoll, arrogant, schizophren und verrückt. Auf dem Landsitz ihres vermeintlichen Ehemannes findet sich die Studentin der Wirtschaftswissenschaften mit ihren beiden Kommilitonen Alan und Rich ein. Letztere interessiert das Studium eher weniger denn mehr die Karriere als Detektive Fälle zu lösen. Auftraggeberin ihres ersten großen Falls ist ausgerechnet Jane, die wissen will, ob ihr Ehemann ihr bei einem anstehenden Wochenende zu zweit etwas antun will. In der orangenen Zeitung las sie nämlich, dass sich die Frau eines reichen Ehemannes von der Brücke stürzte und mutmaßt, dies könnte Mord gewesen sein. Alan und Rich beginnen ihre Ermittlungen.
Das Fundament ist gelegt für sehr kurzweilige anderthalb Stunden Theater. Das Bühnenbild ist schlicht. Ein schräges, nach hinten höher werdendes Podest, darauf ein Sessel, daneben ein Tisch mit orangener Zeitung. Rechts neben dem Podest drei Stühle, links daneben ein Klavier. Trotz der minimalistischen Bühne kann sich der Zuschauer vor Eindrücken kaum retten. Das Landhaus selbst, der Raum, den Jane den beiden frischgebackenen Detektiven für ihre Arbeit zur Verfügung stellt oder die verworrene Welt einer Traumsequenz: alles da, nur Schauspiel und Licht.
Doch gab es auch zu hören. Der Chor, der – wie wir es schon vom attischen Theater kennen – immer wieder das Geschehen kommentiert, tut dies mit eigens geschriebenen Liedern, begleitet von Pianomusik. Ohrwurmgefahr garantiert. Gesungen wird von „Blut in den Straßen“, von Jack, dem schlechten Investigateur und definitiv: man ist „heute nicht zum Feiern da“. Der Chor schafft es mit seinen Liedern die Stimmung der jeweiligen Szenen zielgenau wiederzugeben und bleibt dabei, dem Publikum offen zugewandt, immer sympathisch lächelnd.
Dargestellt werden drei Charaktere, die so unterschiedlich wie gleich sind. Jane braucht den Mittelpunkt. Von jedem. Jederzeit. Rich braucht die Frauen. Ein Casanova, der sich bereits zu Beginn des Stückes eine Ohrfeige einfängt. Und Alan ist unsicher. Er versucht die Ordnung aufrecht zu erhalten, was ihn allerdings selber immer weiter entfernt. In all diesen Unterschieden sind die drei auf jeden Fall eines: Abhängig voneinander. Ohne Alan und Rich hat Jane keine Aufmerksamkeit. Rich versucht sich an Jane, der Konkurrent hier: Alan. Und letzter weiß letztlich gar nicht mehr, wohin er zu gehören scheint.
Am Ende dann – Spolieralarm! – bricht das ganze Gefüge zusammen. „Hab ich’s mir doch gedacht, irgendwas stimmte da doch nicht!“, mag sich vielleicht manch ein Zuschauer denken. Jack und Alan, eigentlich schon länger im Geschäft und beauftragt von Janes Ehemann, die sich in seinem Landhaus nur noch einnistete und auf seine Kosten lebte, sollten diese nun vollkommen von ihm abnabeln. Komme was wolle. Rücksichtslos.
Und sonst?
Das Stück überzeugte durch seine Einfachheit und die unglaubliche Präsenz der Schauspieler. Wir zwei schauen sonst auch gerne rechts und links was die Schauspieler, die gerade nicht aktiv am Geschehen teilnehmen, sonst so machen. Allerdings war dies vollkommen unmöglich, denn wer auch immer gerade aktiv spielte, bekam vom Zuschauer die volle Aufmerksamkeit – kein rechts und links Gegucke! Und das begeistert, denn man war für anderthalb Stunden vollkommen in der Welt von Jane, Alan und Rich eingetaucht.
Am Rande:
Das war viel Text, hui! Aber es gab auch viele Eindrücke, vielleicht versuchen wir uns aber mal kürzer zu fassen, wer uns aber kennt, weiß: das fällt uns unglaublich schwer! Dennoch wollen wir auch noch auf weitere Stücke des Ensembles hinweisen. Der Verein hat auch eine Facebookseite und eine Homepage, einfach mal bei Google suchen. Außerdem werden auch Improabende veranstaltet und das Ensemble führt immer wieder neue Produktionen auf. Ein ganz heißer Tipp, denn hier bekommt man leckere Theaterkost serviert.
Abschließend auch noch einen Dank an Dennis Palmen, den Spielleiter, der uns netterweise die Fotos zur Veranschaulichung geschickt hat, damit Ihr auch was zu gucken habt.
Und jetzt suchen wir zwei uns die nächste Mission, Attacke!
Ein Gedanke zu “Jetzt geht’s los! – Erste Schritte (Theatermuseum D-Dorf)”