Montagmorgen war hart – nur wenige Stunden geschlafen, aber gelohnt hat es sich alle Male! Dieses Mal wagten wir uns ins WDR Funkhaus zur 15. lit.cologne. An diesem Abend luden „Bastian Pastewka und Komplizen“ mitsamt des WDR Funkhaus Orchesters zu einem Krimiabend mit Lachgarantie. Trotz Profis blieben kleinere Fauxpas und Pannen nicht aus, allerdings sehr zur Freude des Publikums und des Orchesters, denn es wurde grandios mit den Situationen gespielt. Drei Stunden, die einem als Zuschauer gar nicht als solche vorkamen.
Voller Vorfreude saßen wir Sonntagabend in der dritten Reihe des Karl-Bismarck-Saals in Köln. Dann ging es los, das Orchester betrat die Bühne, stimmte die Instrumente. Nach einem kurzen Intro betraten sie dann endlich die Bühne: Bastian Pastewka, Anke Engelke, Janina Sachau, Kai Magnus Sting und Alexis Kara. Tosender Applaus. Das Bühnenbild: viel Krims-Krams, eine Tür, eine Wanne voll Wasser, ein Coffee To-Go Becher, eine Art Sandkasten mit Sand, Steinen, Glas und einem strauchartigen Gebilde, Gläser, Bleistift mit Schmirgelpapier und weitere einfache Dinge ließen ahnen, dass hier Geräusche auf einfachste Art und Weise erzeugt werden und den Zuschauer so in die Welt von Paul Temple, den ermittelnden Detektiv, eintauchen ließen.
Aber zunächst ganz langsam. Bastian Pastewka ist überzeugter Krimifan. Und unter den Krimiautoren ist Francis Durbridge einer der ganz Großen gewesen. Er erschuf auch die Figur des Paul Temple, dessen Teil „und der Fall Gregory“ von den bereits genannten Darstellern als Hörspiel inszeniert wurde. In eigens hierfür geschriebenen Zwischensequenzen echauffierten sich die anderen ständig darüber, dass solche Kriminalromane doch längst ein alter Hut sind, doch Pastewka bestand darauf, dass der Kriminalroman aus den 50er Jahren auch als solcher erzählt wird. Als Anke Engelke, Janina Sachau, Kai Magnus Sting und Alexis Kara jedoch mit Hilfe eines Eimers, einem Sack voller Scherben, ihrer Stimme und weiteren Requisiten ein „Stirb langsam“ Szenario mit einem vom Kugelhagel zerfetzten Verdächtigen darstellten, musste Bastian Pastewka eingreifen. Es war, ist, und sollte ein Krimi aus den 50ern bleiben. Eine Einblendung von Bruce Willis auf einem „Stirb langsam“ Plakat und entsprechende Lichteffekte sorgten deshalb für entsprechende Erheiterung im Publikum. Die „Komplizen“ von Pastewka waren auch nicht darum verlegen in den darauffolgenden Minuten immer mal wieder auf den erschossenen Verdächtigen anzuspielen: „Ob er wohl direkt tot war, als er von den ganzen Kugeln zerfetzt als Matsch auf der Frontscheibe des Autos aufschlug?“
Also, ein Krimi, der in den 50ern spielt; soweit, so klar! Paul Temple soll im Fall Gregory ermitteln und einen skrupellosen Mädchenmörder ausfindig machen. Dafür reist er nach London um Scotland Yard zu unterstützen, wagt sich in dunkle Gassen, verlassene Häuser und den schmierigen Nachtclub „Brazil“, dessen Besitzer Mr. Zora auf Anhieb verdächtig erscheint. Im Übrigen gibt es bei der Ankunft im Club eine kleine Gesangseinlage, Anke Engelke verließ hier die Bühne und drehte später lieber eine Runde um den Block, denn der Club war nun mal typisch 50er Jahre: meist gut betuchte Leute lassen sich von tanzenden Frauen, Alkohol und (wahrscheinlich krummen) Geschäften den Abend versüßen. Die Ermittlungen führen Paul Temple zu immer weiteren Leichen und neuen Verdächtigen. Über lange Zeit erscheinen immer wieder neue Leute als der ominöse Mr. Gregory in Frage zu kommen. Der Zuschauer wird mitgerissen von der Spannung, aber auch der lässig provokanten Art des Paul Temple (alias Bastian Pastewka). Anspielungen, dass seine Frau Steve (Janina Sachau) keine Ahnung habe oder auch spitze Bemerkungen gegen den Boss von Scotland Yard (Kai Magnus Sting) waren schon Routine. Anke Engelke hingegen stänkerte immer wieder (natürlich mit zwinkerndem Auge), warum sie nur so kleine Rollen bekäme „Sergeant X“, Sergeant Y“, „ein Sergeant“). Dennoch überzeugt auch sie in ihren Rollen und mit ihrem komödiantischen Talent voll und ganz und zeigt sich stets präsent.
Begeistert waren wir auch von der Einfachheit der Darstellung. Aus einem Coffee To-Go Becher wurde eine Schreibmaschine (Werner hat es schon in einem einsamen Moment im Aufzug bei der Arbeit ausprobiert, es klappt!), ein nasses Tuch wurde immer wieder herausgezogen und fallen gelassen um etwas aus dem Wasser zu ziehen (beispielsweise ein Fischernetz, oder auch mal eine Leiche) und mit Hilfe einer alten Kaffeemühle wurde ein herunterkurbelndes Fenster imitiert. Eine Karnevalspistole wurde sogar vollkommen entfremdet und zum Zücken und Ausklappen eines Butterfly-Messers eingesetzt. Manchmal konnten wir nicht anders: Einfach einmal Augen schließen und sich das Geschehen vorstellen. Besser als Kino!
Doch wie schon erwähnt sind auch die Profis nicht frei von Fehlern und kleinen Maleurchen. Aber gerade das machte den Abend zu einem Ereignis, das wir zwei so schnell nicht vergessen. Als Janina Sachau sich anfangs darüber erschreckte, wie viel Druck auf dem Soda-Gerät sei, konnten sich die meisten vor Lachen nicht halten. Zum Schluss hin verfehlte sie sogar komplett das Glas und reinigte Bastian Pastewka gleich den Anzug. Alle nahmen es mit Humor, der Dirigent des WDR Orchesters reichte Pastewka dann sogar lachend ein Handtuch. Auch als Paul Temple und seine Frau Steve Auto fuhren, griff Pastewka ein und gestand Steve „Schatz, wir sind in England, da ist das Steuer auf meiner Seite“. Unvergessen auch Kai Magnus Sting, der als Chef von Scotland Yard noch die Mütze seiner weiteren Rolle – einem norwegischen Fischer – aufhatte. Paul Temple stellte dies messerscharf fest und wies seinen Kollegen darauf hin, dieser kommentierte nur „Temple, Sie sind ein Teufelskerl“. Momente, die so sicher nicht von Durbridge geschrieben wurden.
Aber auch das Orchester soll nicht zu kurz kommen. Mit der Live-Musik und der Untermalung der Szenen hat das Orchester die Darbietung perfekt gemacht. Arjan Tien, der Dirigent des Orchesters, gab dabei nicht nur alles um sein Orchester durch die Veranstaltung zu dirigieren, sondern mit seinen kritischen und verwunderten Blicken schien er fast wortlos das Geschehen zu kommentieren. Die Leistung aller Musiker ist gar nicht in Worte zu fassen, es hat alles gepasst, dafür kann man nur ein großes Lob aussprechen.
Wie der Fall ausgeht? Nun, das wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Aktuell sind Bastian Pastewka und Komplizen noch auf Tour mit ihrem Hörspiel. Als richtiges Hörspiel wird es übrigens auch an Ostern vom WDR ausgestrahlt, denn die Darbietung von Sonntag wurde aufgenommen: WDR 5 Hörspiel spezial, Samstag 4. April 2015 (Ostersamstag) 21.05 – 23.20 Uhr und WDR 3 Bühne: Radio, Sonntag 5. April 2015 (Ostersonntag) 20.05 – 22.20 Uhr. Unsere Empfehlung lautet ganz klar: anhören!!!
Und damit geht auch unser Fall von Paul Temple zu Ende. Wir können nur sagen: Radio an, Augen schließen und reinhören! Oder wer noch die Gelegenheit hat, sollte sich die Veranstaltung live ansehen, denn Bastian Pastewka gibt sich größte Mühe seine Leidenschaft für Krimis mit seinen Komplizen zu inszenieren und zwischen den Zeilen dem Publikum einen wundervollen Abend zu bereiten.