Tanz durch das Jahr

Foto aus dem Titelbild: L. Berns

Ein Jahr hat 365 Tage (in Schaltjahren auch 366), diese teilen sich in 52 Wochen auf, diese wiederum verteilen sich auf 12 Monate und innerhalb dieser 12 Monate gibt es vier Jahreszeiten. Und genau diese vier Jahreszeiten sind das wohl berühmtesten Werk von Antonio Vivaldi. Im Original stammt Le quattro stagioni aus dem Jahre 1725, wird also in diesem Jahr 290 Jahre alt.

Dies war aber nicht der Anlass für das Dozentenduo Melanie Marleaux und Sarah Käsbach sich mit den vier Violinenkonzerten Vivaldis zu beschäftigen. Vielmehr war es der Reiz die vier Jahreszeiten mit ihrem ganz individuellen Charme und Charakter auf der Bühne zu performen. Dabei ging es weniger darum eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, als mehr den Zuschauer auf eine Reise durch die Jahreszeiten mitzunehmen. Dabei entwickelte jeder Tanz eine ganz eigene Geschichte.

Zugegeben: als Theatermensch haben wir mit Choreographien nicht so viel am Hut. Mit Hilfe von Literatur und durch einfaches Ausprobieren dauert es bei uns eine halbe Ewigkeit, bis aus einem Lied eine Choreographie entsteht. Doch bei allen Choreographien, die wir selbst schon einüben mussten oder haben einüben lassen kam nicht eine auch nur annähernd an das heran, was die Gruppen an diesem Abend gezeigt haben. Die Tänzerinnen haben die Spannung gehalten und mit ihrer Mimik das Szenario oftmals noch unterstützt. Ein Zeichen, das auch der letzte im Publikum gepackt war: es kam nicht zu den klassischen „Klatsch-Einsätzen“ und „Wuuuuhs“ aus dem Publikum. Da kann man nur den Hut ziehen bei dieser Leistung!

Die Bühne war gewohnt spärlich eingerichtet. Doch es fielen direkt zwei lange Seidenschals in den Farben Grün und Blau auf: der Frühling beginnt. Zwei Tänzerinnen leiten diesen mit einer kurzen Choreographie und einem Auszug aus Vivaldis Werk ein. Anschließend gab es von den verschiedenen Gruppen passende Tänze. Mit Hilfe der Kostüme wurden dann auch Bilder von fließendem Wasser, aufblühenden Blumen oder (später) dem fallenden Schnee erzeugt. So zog Jahreszeit für Jahreszeit dahin. Ein simpler, aber toller, Effekt: mit den wechselnden Jahreszeiten wurden auch die Seidenschals passend ausgetauscht: Orange und Pink im Sommer, Rot und Gold im Herbst und Grau mit Hellblau im Winter. Auch die Kostüme waren immer passend zu den Jahreszeiten. Für den Zuschauer war das eine durchgehende Augenweide.

Doch es gab nicht nur Vivaldis Werke zu hören auch Lieder wie Singing in the Rain aus dem Jahr 1929 oder Know what you did in the dark von Fallout Boy fanden ihren Weg in die abendliche Darbietung. Für Gänsehautmomente sorgten jedoch die Tänzerinnen selbst. Mehrmals richteten sich die Härchen auf den Armen auf, weil die Kombination aus Musik und Tanz atemberaubend war.

Für eine kleine Überraschung sorgten dann Veronika Heinze, Monique Möcker und Alessandra Wildenhain, die immer wieder mit kleinen Szenen das Publikum erheiterten. So fand ein Gespräch mit einer Blume statt, die sich anschließend aufrichtete, es wurde Eis ans Publikum verteilt oder es hieß „Spieglein, Spieglein an der Wand“. Die Darbietungen waren auch bewusst übertrieben, sodass es nicht lächerlich, sondern unterhaltsam wirkte.

Der Abend war durchweg gelungen, das kann man nicht anders sagen. Ein ganz dickes Lob an alle Dozenten, die das mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eingeübt haben und auch an diese selbst. Mimik, Darstellungsweise und die Körpersprache der Tänzerinnen war allererste Sahne. Sicher, auf hohem Niveau kann man behaupten, dass kleinere Fehler passierten, man sich vertanzt hat, die Technik nicht funktionierte oder die Theaterszenerien zum Teil doch zu übertrieben waren. Aber ganz ehrlich? Manchmal muss man Fünfe auch mal gerade sein lassen und aus eigener Erfahrung weiß man, dass nie alles glatt geht, was am Ende zählt ist die Gesamtdarbietung und die war der Wahnsinn! Punkt. Ende aus und Over!

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