Wir beide kommen aus dem Jugendtheater. Und das bedeutet unter anderem: Festivals!
Jugendtheatergruppen, Projekt- und Literaturkurse oder Theatervereine kommen an einem Ort zusammen und zeigen sich, was sie so alles Tolles machen.
Eines dieser Festivals, seit langem aus der Düsseldorfer Jugendtheaterkultur nicht mehr wegzudenken: Die Maskerade am Goethe-Gymnasium. Als der Lehrer Michael Stieleke das alle zwei Jahre stattfindende Festival zum ersten Mal initiierte, dachte er sicherlich auch selber nicht in seinen kühnsten Träumen daran, zu welch grandiosem Projekt diese einmal heranwachsen wird. Die nunmehr 14. Maskerade wurde gestern von einem sympathisch über seine eigene Schultheaterzeit und die damit verbundenen positiven Erinnerungen erzählenden Oberbürgermeister Thomas Geisel feierlich eröffnet.
Doch mal langsam: Was genau ist die Maskerade?
Abwechselnd im Zweijahresrhythmus mit den Schultheatertagen am FFT, dem Forum Freies Theater in Düsseldorf, findet die Maskerade statt. Sie lädt Schul- und Jugendtheatergruppen nicht nur aus Düsseldorf selber, sondern aus ganz Nordrhein-Westfalen ein und bietet ihnen über eine Woche lang eine Bühne für ihre Arbeit. So liest sich die Gästeliste in diesem Jahr auch wieder wie ein Sammelband über die Zusammenkunft der westfälischen Schultheaterszene: Die Teilnehmer kommen aus Düsseldorf, Essen, Grevenbroich, Neuss, Wuppertal und dieses Mal sogar aus Savigny-sur-Orge, nördlich von Paris, Frankreich. Nach den Theaterstücken wird zum Nachfragen eingeladen. Im Nachgefragt. Da können sich die Zuschauer mit den Darstellern über das gerade Gesehene austauschen. Besonders die Institution des Nachgefragts macht die Maskerade zu etwas Besonderem. Denn wie oft erleben wir es, dass wir uns ein Theaterstück ansehen und das Bedürfnis verspüren, irgendwie noch einmal nachzuhaken, die Schauspieler zu fragen, was sie denn mit genau diesem einen Satz meinten oder aber einfach mal die Eindrücke teilen. Oft sieht das Publikum in Theaterstücken Dinge, an die die Schauspieler selber nie gedacht haben. Doch führt dies nie zu verschämtem Schweigen im Innenkreis der nach dem Fishbowl-Prinzip organisierten Nachbesprechung. Alle sind immer hellauf begeistert von entstandenen Eindrücken, denn auch die Schauspieler wollen natürlich wissen, ob das, was sie darstellen ankommt.
Obwohl man sich vielleicht nicht kennt, ist man ganz schnell Teil einer Familie. Das bemerkt man im Foyer der Aula, das bemerkt man im Stück, das bemerkt man beim Nachgefragt. Man versteht sich, man tauscht sich aus, man lacht, man grübelt, man kritisiert und lacht noch mehr. Es macht einfach Spaß! Die Maskerade-Familie ist eine Gemeinschaft, die jeden – egal ob Zuschauer oder Teilnehmer – empfängt, als wolle sie sagen, um es mit den Worten der Pop-Band PUR zu sagen: „Komm mit mir ins Abenteuerland, der Eintritt kostet den Verstand!“.
Wir werfen nicht den Künstler-Schal über die Schulter, gucken grimmig, streicheln dabei über den Kinnbart und fragen uns pseudointellektuell, wie der Künstler denn auf die Missstände der Gesellschaft hinweisen will. Nein. Naja, vielleicht doch auch ein bisschen. Aber in erster Linie haben wir Spaß: Wir sehen, wie Jugendliche Spielfreude auf die Bühne bringen. Kreative Ideen zum Leben erwecken und uns alle in ihrer Begeisterung mitreißen. Nach jedem Abend bei der Maskerade denken wir uns: Es lebe hoch, das Theater! Mehr davon! Wir freuen uns auf’s nächste Mal!
Die diesjährige Maskerade präsentiert Theaterstücke zu den unterschiedlichsten Themen. Und das macht sie genauso bunt wie die Aula zur Eröffnung gestern mit Luftballons bei einem Kindergeburtstag in allen Farben geschmückt war. Es geht um das Warten auf etwas, Ungewissheit, es werden Krimis erzählt, es geht um das Altwerden und um Globalisierung und um Menschen hier in Europa und um Menschen in Afrika. Es geht um Not und Elend und um Pusteblumen. Na? Kann der Leser sich das vorstellen? Nein? Wir auch nicht. Und deshalb sind wir in der kommende Woche jeden Tag dabei, wenn es darum geht, bühnengeil wie wir eben sind, in die Theaterwelt einzutauchen. Und um bei der Dekoration zu bleiben: Betrachten wir Theater nicht am liebsten mit fragenden Kinderaugen und lassen uns so ständig von Neuem begeistern?
Die Maskerade 2015 findet statt vom 18. – 25. März 2015 im Goethe-Gymnasium, Düsseldorf. Weitere Infos über das Festival findet Ihr unter http://www.maskerade.de
Am Ende werden wir versuchen, hier unsere Eindrücke schriftlich festzuhalten. Wir wissen, das wird eine Herausforderung, denn es wird einfach sehr viel passieren. Und deshalb freuen wir uns wie die Schnitzel.
Ein Gedanke zu “Wie auf dem Kindergeburtstag: Die Maskerade wird 14”